Marc-Uwe Kling kommt uns gemeinhin nur in Hörbuchform in die Wohnung; „QualityLand 2.0“ zog zunächst aber in gedruckter Form ein (und ja, danach auch noch als Hörbuch). Den Vorgängerband „QualityLand“ hatte ich allerdings nicht nur gehört, sondern bei Freunden auch durchgeblättert und damals festgestellt, dass mir auf den Buchseiten die deutliche Intonation und die unterschiedlichen Stimmfarben der Charaktere sehr fehlten, abgesehen davon, dass dort die Kommentarspalten/Werbeunterbrechungen im Vergleich zum Hörbuch recht leblos wirkten. Im Falle von „QualityLand 2.0“ verhielt es sich nun zwar so, dass ich das Hörbuch letztlich doch ein Quäntchen vergnüglicher fand, ich den Roman aber auch gedruckt sehr lesbar fand – jedenfalls lesbarer als „QualityLand“, was vermutlich auch dem Fakt geschuldet ist, dass beim Nachfolger die Unterscheidung in helle und dunkle Edition fehlt, die sich im ersten Band ja grade durch die erwähnten Kommentare/Werbespots bemerkbar machte, welche bei „QualityLand 2.0“ nun gar nicht so vorkommen und mir dabei jetzt ehrlich gefehlt haben. Diese klaren Zwischentöne waren doch irgendwie „besonders“ und ohne wirkte „Qualityland 2.0“ auf mich nun durchgängig ein wenig resignierend; der teils krasse Sarkasmus des ersten Teils hat sich wohl auch durch die tatsächliche globale Entwicklung der letzten Monate selbst überlebt: Irgendwie sind es grad schlechte Zeiten für dystopische Zukunftsszenarien. Da wirkte der zweite Band nun erschreckend realistisch, und das obschon er noch weiter in der Zukunft als der erste Teil angesiedelt ist.
Generell habe ich mich aber sehr an „QualityLand 2.0“ erfreut; nur schon der Fakt, dass es dieses Buch geben würde, war für mich eine der besten Nachrichten in diesem Jahr, und ich hoffe sehr, dass es irgendwann (zeitlich nicht allzu weit entfernt) noch, mindestens, einen dritten Band geben wird.
Hier sehe ich es übrigens als Muss an, mit „QualityLand“ vertraut zu sein, ehe man sich mit dessen 2.0-Version beschäftigt, denn sonst wirken das ganze gesellschaftspolitische System und die persönlichen Verbindungen zwischen den Figuren wohl reichlich verquer.
Ich mochte sehr, dass sich die Thematik in diesem Fall auch sehr vom pinken Delfinvibrator unterschied und da nicht dasselbe Pferd (oder derselbe Delfin eben nicht) geritten wurde, auch wenn ich die Geschichte Richtung Ende ein wenig verworren empfand; Kikis Familie auf der einen Seite und Der Puppenspieler auf der anderen Seite überschnitten sich im Fortschritt auf die jeweilige „Aufklärung“ zuweilen doch sehr, zumal ständig irgendwie der Alte auf der Bildfläche erschien, dass ich mich manchmal an dem davon reichlich losgelösten Strang um Martyn erfreute, der mir im ersten Band noch arg auf den Senkel gegangen war. (Zugegeben hatte er sich noch immer in keinen Sympathieträger verwandelt.)
Mit dem Ende hab ich mich hier nun doch klar schwerer getan.
Ich kann diesen Roman nun also nicht ganz so sehr bejubeln wie den ersten Teil; für „QualityLand“-LeserInnen/HörerInnen ist aber „QualityLand 2.0“ in meinen Augen definitiv auch Pflichtprogramm!
03.11.20: